Erfahrungsbericht Uni Bochum:
Bachelor und Master Sales Engineering & Product Management
Sebastian hat seinen Bachelor im Studiengang Sales Engineering & Product Management an der Uni Bochum erfolgreich beendet. Um sich weiter zu spezialisieren und sein Wissen zu vertiefen, hat er direkt den Master im gleichen Fach drangehangen. Wir wollten mehr von diesem Studium erfahren und Sebastian hat sich netterweise Zeit für unsere Fragen genommen.
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Erfahrungsbericht von Sebastian
Hallo Sebastian, vielen Dank, dass du unsere Fragen zu deinem Ingenieurstudium beantwortest. Wie kamst du eigentlich auf die Idee, ein Studium im Bereich Ingenieurwesen zu absolvieren?
Ich habe mich schon seitdem ich klein war für Technik und Wissenschaft interessiert. Ich fand Flugzeuge interessant und wollte wissen, wie eine Flugzeugturbine funktioniert. Raketen und Computer haben mich interessiert. In der Schule waren dann meine Lieblingsfächer Technik, Biologie, Physik und Chemie. In Mathe war ich eher mittelmäßig. So war für mich schon früh klar, dass ich Ingenieur werden will.
Du hast erst an der Uni Bochum mit dem Diplom-Studiengang Elektrotechnik & Informationstechnik begonnen, dich dann aber um- und für den Bachelor Sales Engineering & Product Management entschieden. Wie kamst du zu dieser Entscheidung?
In der Zeit, in der ich mich für das E-Technik-Studium entschieden habe, war ich sehr vernarrt in Computer. Ich wollte alles über Computer und ihre Funktionsweise erfahren. Im Studium habe ich dann festgestellt, dass das E-Technik-Studium nicht ganz auf meine Vorstellung passte, denn es ging hauptsächlich um Schaltungen und viel, viel Mathe. Zudem war Elektrotechnik für mich sehr abstrakt. Man kann halt den Strom nicht durch die Leitung fließen sehen. Größeres Interesse wurde bei mir in der Physikvorlesung für die Mechanik geweckt. Da ich bei meinen Eltern in der Firma zudem ab und zu ein wenig Vertriebsunterstützung betrieb, beschloss ich, Vertriebsingenieurwesen / Sales Engineering & Product Management zu studieren.
Bitte sei so nett und gib uns einen Einblick in deinen Studienablauf. Was sind die Studieninhalte? Welche Schwerpunkte kann man wählen oder setzen? Wird viel praktisch gearbeitet oder eher theoretisch gelernt? Wie ist die Studienatmosphäre?
Das Studium teilt sich in einen technischen und einen nicht-technischen Teil auf. Der Anteil der technischen Vorlesungen beträgt 2/3, der der nicht-technischen 1/3. Im 7semestrigen Bachelor erlernt man die ingenieurtechnischen Grundlagen sowie Grundlagen in den Bereichen des technischen Vertriebs. Es gibt Pflichtfächer, als auch technische Wahlmodule, in denen man sich nach seinen Fähigkeiten und Interessen spezialisieren kann. Als Spezialisierungsrichtungen werden Energie- und Verfahrenstechnik, Automation und Werkstoff-Engineering angeboten. Ich habe mich für ersteres entschieden.
Inhaltlich belegt man im technischen Bereich z.B. Mechanik, Konstruktion, Maschinenbauinformatik, Thermodynamik, Fluidenergiemaschinen, Strömungsmechanik, Energietechnik, Maschinendynamik, Verfahrenstechnik, Prozesstechnik, usw. Man wird darauf vorbereitet, sich in komplexere technische Probleme hineinzudenken und diese zu lösen. Allgemein wird dadurch das technische Verständnis gefördert und gefestigt. Im nicht-technischen Bereich geht es um Vertriebsmanagement, Kundenmanagement, BWL, Kostenrechnung, Businesspsychologie, Projektmanagement, Produktmanagement usw. Man lernt, wie man Kundenbedürfnisse ermittelt, erfolgreich Verhandlungen führt und dabei die technische und wirtschaftliche Sicht auf den Auftrag nicht verliert.
Im 3-semestrigen Master wird dann das gewonnene Wissen vertieft. Auf der technischen Seite stehen wieder Wahlfächer zur Verfügung, aus denen man sich das Passende für einen selbst auswählen kann. Was mir im Studium aufgefallen ist, dass erst im Master ein Zusammenhang zwischen den Grundlagen aus dem Bachelor deutlich wird. Viele Fächer bauen auf den gelernten Grundlagen auf und nutzen diese. Ich belege z.B. Anlagentechnik, das auf den prozesstechnischen und verfahrenstechnischen Grundlagen aufbaut. Nichttechnische Fächer sind z.B. Vertriebscontrolling, Wirtschaftsrecht, Kunden- und Lieferantenmanagement, usw.
Im Verlauf des Bachelorstudiums musste ich zwei Praktika ableisten, ein technisches und eines im Bereich Vertrieb. Die Praktika hatten jeweils einen Umfang von 240 Std. Zudem haben wir in der Uni noch ein Werkstoffpraktikum und ein Messtechnik Praktikum gemacht, wo wir z.B. Zugversuche, oder Strömungsmessungen, Temperaturmessungen usw. selber durchführen und dokumentieren mussten. Besonders in den nichttechnischen Fächern haben wir sehr oft in Teams spezifische Aufgaben erledigen müssen und diese dann präsentiert. Ein paar Mal habe ich uns dabei mit der Videokamera filmen lassen. Das hilft sich selber bei einer Präsentation zu beurteilen.
Stimmt es, dass Vertriebsingenieure sehr gute Berufschancen haben? Was ist dazu deine Erfahrung? Welche Jobs kommen nach solch einem Studium eigentlich in Frage?
Ich stehe im Moment selber vor meinem Abschluss und schaue mich nach geeigneten Stellen um. An Arbeitsplätzen mangelt es nicht. Man hat die Qual der Wahl. In fast jedem Unternehmen werden Vertriebsingenieure und Produktmanager gesucht. Und die Gehaltsaussichten sind ziemlich gut, da im Vertrieb überdurchschnittlich viel gezahlt wird (Boni, Umsatzbeteiligungen, Erfolgsabhängige Entlohnung,etc). Bereits mit einem Bachelor kann man gut verdienen. Allerdings zahlt sich Karriere- und Gehaltstechnisch der Master auf Zeit aus. Von den Kommilitonen, die schon fertig sind, höre ich nur Positives. Es dauert meist nicht lange, bis ein passender Job gefunden ist. Auch die Anzahl der Bewerbungen, die man schreiben muss, ist gering.
Allgemein kommen Jobs in Frage, die mit dem technischen Vertrieb zusammen hängen. Aber auch Produktmanagement, Projektmanagement, Service, Beratung, Einkauf. Es soll auch Leute geben, die in die Entwicklung gegangen sind.
Eine letzte Frage: Was sind deine Tipps für Studieninteressenten? Wie sollte man die Studienwahl angehen und worauf sollte man achten, bevor man sich irgendwo einschreibt? Für wen ist ein Ingenieurstudium überhaupt geeignet?
Man sollte sich vor dem Studium genau mit den Studieninhalten und dem Berufsfeld auseinander setzen. Wenn man das getan hat, dann ist man schon auf der sicheren Seite. Man sollte genau wissen, wo die eigenen Stärken liegen und für was man sich so gar nicht interessiert.
Ein Ingenieurstudium ist für jeden geeignet, der sich für Technik begeistert und auch wissen will, was dahinter steckt. Man sollte schon Spaß am Denken und Tüfteln haben, denn das muss man im Studium oft. Besondere Mathe- oder Physikkenntnisse sind aber nicht notwendig. Was man braucht, lernt man im Studium. Ganz wichtig ist noch Ehrgeiz! Es wird sicher passieren, dass man mal die ein oder andere Klausur nicht beim ersten Versuch schafft. Dann muss man sich aufrappeln können.
Vielen Dank für deinen Erfahrungsbericht zum Studium!