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Ingenieurmangel in Deutschland – ja oder nein?

Seit einigen Jahren ist immer wieder zu vernehmen, dass es in Deutschland zu wenig versierte Fachkräfte bzw. einen Ingenieurmangel zu beklagen gibt. In den Medien wird dieses Thema oft kontrovers diskutiert. Dabei ist es nicht immer einfach, die vielen verschiedenen Zahlen zu interpretieren.

Der Stellenmarkt zeigt: Ingenieure werden gesucht

Die moderne Industriegesellschaft braucht qualifizierte Ingenieure so nötig, wie Luft zum Atmen erforderlich ist. Die Technik ist in ihrer Vielfalt und individuellen Konstruktion so komplex geworden, dass es einer Menge Experten bedarf, die wissen, was hinter den Dingen steckt. Auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten werden weiter Ingenieure gesucht. Die Arbeitslosenquote bei Ingenieuren ist seit langem konstant niedrig: Sie ist oft nur halb so hoch wie die durchschnittliche Gesamtarbeitslosenquote.

Vor einigen Jahren waren sich alle einig: Deutschland leidet an einem Ingenieurmangel. Heute haben sich die Aussagen darüber relativiert. Doch Ingenieure werden immer noch dringend gesucht: Im letzten Quartal von 2017 waren über 80.000 Ingenieur-Stellen in Deutschland frei, aber es gab nur 24.000 Ingenieure, die einen Job gesucht haben. In welchen Bereichen der Arbeitsmarkt besonders nach Fachkräften sucht, zeigt die folgende Grafik:

Wenngleich manche Medien davon sprechen, dass der Ingenieurmangel vorüber sei, sprechen diese Zahlen doch dafür, dass der Ingenieurberuf nach wie vor lohnend und krisensicher ist.

Zahl der Ingenieur-Absolventen steigt

Nicht nur immer mehr Schulabgänger entscheiden sich für ein Studium, viele von ihnen lassen sich für die Technik begeistern. So ist die Anzahl der Absolventen in den letzten zehn Jahren um ein Vielfaches gestiegen. Während 2005 gerade einmal knapp 40.000 Studierende einen Abschluss im Ingenieurwesen machten, waren es 2016 fast 127.000.

Natürlich hat auch die Umstellung von Diplom zu Bachelor und Master etwas mit diesen Zahlen zu tun. Aber selbst wenn man nur die Bachelorabsolventen betrachtet, haben sich die Absolventen fast verdoppelt.

Wenn es immer mehr ingenieurwissenschaftliche Absolventen gibt, gibt es zukünftig noch genug Stellen?

Demographische Entwicklung

Ja, ganz klar. Die demographische Entwicklung in Deutschland wird den Fachkräftemangel zusätzlich verstärken. Das Durchschnittsalter von Ingenieuren in Deutschland beträgt derzeit 46 Jahre. In den nächsten Jahren werden viele Ingenieure altersbedingt aus dem Berufsleben ausscheiden. Bis zum Jahr 2020 entsteht allein dadurch ein Ersatzbedarf in Höhe von rund 470.000 Ingenieuren.

Wir leben in einer Technik-Gesellschaft

Des Weiteren darf man nicht vergessen, dass die Digitalisierung und Technologisierung in allen Lebensbereichen voranschreitet und noch lange nicht abgeschlossen ist. Wir setzen heute überall auf Technik: Im Haushalt, in der Kommunikation, in der Industrieproduktion, in der Landwirtschaft, in der Medizin und Gesundheit, genauso wie in Sport und Freizeit – Fachwissen ist also gefragter denn je.

Hohe Studienabbrecherquote

Problematisch ist, dass überdurchschnittlich viele angehende Ingenieure ihr Studium nicht beenden. Im Durchschnitt brechen 20 Prozent aller Unistudenten ihr Studium ab, bei den Ingenieuren sind es ganze 25 Prozent. Maschinenbau- und Elektroingenieure geben ihr Studium besonders häufig auf. Bei ihnen liegt die Abbrecherquote bei etwa einem Drittel.

Als Gründe werden von den Studierenden sehr häufig die hohen Anforderungen in den Naturwissenschaften und in der Mathematik angegeben. Die Studienreform hat vor allem den Studieneinstieg anspruchsvoller gemacht. Es bleibt den Studierenden weniger Zeit, fehlendes Schulwissen aufzuholen. Die Hochschulen vermelden außerdem, dass inzwischen knapp die Hälfte der Schüler eines Jahrgangs ein Studium aufnehmen und daher ein Aussiebungsprozess während des Grundstudiums erforderlich ist. Wer diesen Abschnitt erfolgreich abgeschlossen hat, beendet aber in der Regel sein Studium.

Fazit

Wer sich für ein Ingenieurstudium entscheidet, kann mit guten beruflichen Aussichten rechnen. Selbst wenn viele nicht mehr von einem Mangel an Fachkräften sprechen, zeigen die Statistiken doch, dass Ingenieure deutschlandweit gesucht werden. Schon allein ein Blick in aktuelle Stellenanzeigen verdeutlicht den großen Bedarf.

Die Studienanforderungen sind allerdings sehr hoch und es ist empfehlenswert, sich vor Aufnahme des Studiums umfassend zu informieren, ob man die entsprechenden Studienvoraussetzungen erfüllt. Dafür bieten die Hochschulen spezielle Einführungs- und Informationsveranstaltungen an.

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