Erfahrungsbericht TU München:
Master Ergonomie – Human Factors Engineering
Das Psychologiestudium hat nicht ganz seine Interessen getroffen, dennoch hat er es erfolgreich durchgezogen und studiert nun den ingenieurwissen-schaftlichen Master "Ergonomie – Human Factors Engineering" an der TU München. Auf der Webseite wird dieser sehr interessante Studiengang mit den Worten „Human Factors Engineering verfolgt das Ziel, Personen mit Bachelorabschluss interdisziplinär für die Erstellung, Implementierung und Bewertung zukünftiger Konzepte für die Interaktion zwischen Mensch und Technik in verschiedenen Anwendungsfeldern auszubilden“ beschrieben. Was verbirgt sich dahinter? Wir wollten mehr von dem Studium wissen und Dieter Drotleff hat sich netterweise Zeit für unsere Fragen genommen.
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Erfahrungsbericht von Dieter
Hallo Dieter, vielen Dank, dass du unsere Fragen zu deinem Ergonomie-Studium beantwortest. Wie bist du auf diesen Studiengang aufmerksam geworden und warum hast du dich für ihn entschieden?
Bereits in meinem Bachelorstudium an der LMU in München hatte ich ein Ergonomie-Seminar an der TU in Garching und obwohl der neue Masterstudiengang erst in der Konzeptionsphase war, wurde schon eifrig Werbung dafür gemacht. Da ich mir nicht vorstellen konnte, einen „reinen“ Psychologiemaster zu studieren und zudem ziemlich technikbegeistert bin, habe ich mich für einen Wechsel an die Technische Universität entschieden. Letzten Endes wollte ich weiterhin etwas mit Menschen, also der Psychologie zu tun haben, aber gleichzeitig sollte auch die Technik eine Rolle in meinem Studium spielen – also erwies sich der Ergonomie-Master, der sich mit der Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine befasst, als genau passend.
Wir haben oben ja bereits die TU München zitiert. Kannst du uns diese doch sehr technische Beschreibung mit eigenen Worten besser verständlich machen? Worum geht es bei diesem Master-Studiengang? Und für wen ist er eigentlich passend?
„Was ist Ergonomie?“ Diese Frage stellt mir jede Person, der ich von meinem Studium erzähle. Ich versuche es mal so kurz wie möglich zu erklären. Die zentrale Frage, um die sich mein Studium dreht, ist: Wie kann man Produkte und Arbeitsplätze möglichst „benutzerfreundlich“ und sicher gestalten? Hierbei liegt der Fokus vor allem auf Gegebenheiten bei denen der Mensch mit Maschinen interagiert. Das heißt, wir beschäftigen uns beispielsweise sowohl mit der Entwicklung von benutzerfreundlichen Apps, möglichst ablenkungsfreien Anzeigen in Pkws sowie mit der Arbeitsteilung zwischen Menschen und Robotern in der Fertigung.
Übergreifend geht es darum, Interaktionskonzepte zu entwickeln und diese dann z.B. mit Hilfe von Kundenstudien zu bewerten.
Der Masterstudiengang ist interdisziplinär angelegt und für Maschinenbaustudenten, Psychologen, Sportwissenschaftler, Informatiker, Elektrotechniker und Architekten geeignet. Ich würde sagen, dass man bestens für den Master geeignet ist, wenn einem schon oft sehr schlecht bedienbare Dinge im Alltag aufgefallen sind und man sich im Inneren gedacht hat: „Das hätte man doch eigentlich besser gestalten können“.
Bitte sei so nett und gib uns einen Einblick in deinen Studienablauf. Was sind die Studieninhalte? Welche Schwerpunkte kann man wählen oder setzen? Wird viel praktisch gearbeitet oder eher theoretisch gelernt?
Also den Studienschwerpunkt kann man selber bestimmen und zwar aufgrund der Seminare und Vorlesungen, die man belegt. Die Veranstaltungen lassen sich grob den Schwerpunkten „Systemergonomie und Interaktionsdesign“ und „Anthropometrie und Biomechanik“ zuordnen. In jedem Bereich können theoretische Vorlesungen, aber auch sehr praxisorientierte Seminare belegt werden. Eine feste Reihenfolge oder einen Studienplan, wann welches Seminar zu belegen ist, existiert nicht.
Es gibt Pflichtveranstaltungen, aber das sind nur wenige. Insgesamt gibt es eine große Auswahl an Veranstaltungen die man belegen kann. Eine Besonderheit ist mit Sicherheit die Interdisziplinarität, also die Tatsache, dass man viele Veranstaltungen an anderen Lehrstühlen der TU belegen kann wie z.B. Fertigungstechnik, Qualitätsmanagement, Anatomie und Industrial Design.
Welche Jobs kommen nach solch einem Studium eigentlich in Frage? Die Berufsaussichten sind doch bestimmt sehr gut, oder?
Nachdem ich mich eher in dem Bereich „Systemergonomie und Interaktionsdesign“ spezialisiert habe, würde ich sagen, dass die Chancen bereits gut sind und immer besser werden. Das liegt vor allem daran, dass elektrische Geräte, wie z.B. Smartphones, immer kleiner werden, aber die Funktionsanzahl weiter zunimmt.
Ein Hauptarbeitgeber ist mit Sicherheit die Automobilbranche. Irgendjemand muss dafür sorgen, dass sich der Fahrer noch in dem ganzen Funktionswirrwarr auskennt. Auch der allgemeine Trend hin zum automatisierten Fahren konfrontiert Ergonomen mit zentralen Aufgabenstellungen. Weitere wichtige Branchen sind definitiv die Flugzeugbranche und Entwicklung von Sportgeräten.
Eine letzte Frage: Was sind deine Tipps für Studieninteressenten? Wie sollte man die Master-Studienwahl angehen und worauf sollte man achten, bevor man sich irgendwo einschreibt?
Ich würde auf jeden Fall entweder schon während oder nach dem Bachelorstudium ein bis zwei Praktika machen und zwar in einem potentiell interessanten Bereich. Wenn man dann merkt, dass dieser Bereich nichts für einen ist, kann man sich immer noch umorientieren – dafür ist es nie zu spät.
Ansonsten würde ich versuchen, so früh wie möglich Kontakte zu der entsprechenden Hochschule zu knüpfen, um sich dann bestmöglich zu informieren. Oftmals gibt es auch entsprechende Facebookgruppen, in denen man Studenten wichtige Informationen entlocken kann.
Vielen Dank für deinen Erfahrungsbericht zum Studium!